Am 10. September 2023 führte uns Museums­leiter Bruno Feldmann durch das Karthäu­ser­kloster Prüll, das heute zum Bezirks­kli­nikum gehört. Die Führung bot spannende Einblicke in die Entwick­lungs­ge­schichte des ehema­ligen Klosters, das nach der Säkula­ri­sation in eine psych­ia­trische Klinik umgewandelt wurde. Viele Klöster verloren nach der Säkula­ri­sation ihre religiöse Funktion und wurden zu staat­lichen Einrich­tungen umgestaltet – so auch Prüll.

Besonders eindrücklich war die Darstellung der Wandlung von den frühen „Irren­an­stalten“ hin zu den modernen psych­ia­tri­schen Kliniken, die wir heute kennen. Bruno Feldmann erzählte mit viel Fachwissen und Einfühlung von den harten Lebens­be­din­gungen, unter denen die ersten Patienten litten, und von den Fortschritten, die in der Behandlung psychi­scher Erkran­kungen erzielt wurden. Doch die Ausstellung konfron­tierte uns auch mit der düstersten Zeit dieser Geschichte: der Zeit des Dritten Reichs.

Während des Natio­nal­so­zia­lismus wurden die Insassen psych­ia­tri­scher Einrich­tungen als „unwertes Leben“ stigma­ti­siert, grausame Experi­mente an ihnen durch­ge­führt und viele kamen ums Leben. Diese schreck­lichen Ereig­nisse wurden in der Ausstellung eindringlich dokumen­tiert und luden zum Nachdenken darüber ein, welche Verant­wortung wir heute tragen. Es war eine bewegende Führung, die uns zeigte, wie wichtig es ist, sich der Vergan­genheit zu stellen, um für eine mensch­li­chere Zukunft zu sorgen.